Dass das Deutsche regionalsprachliche Variation aufweist, wissen viele: Was dem Berliner die Schrippen sind, heißt in Bayern Semmel und in Schwaben Weck. Auch Unterschiede im lautlichen Bereich sind Ihnen wahrscheinlich mehr oder weniger bekannt. Heißt es beispielsweise in Bayern I hob, so findet man in Norddeutschland Ik heff, Ik hewwe und dazwischen, im Mittelhessischen, Aich hon, Ech hu und Äich ho. Doch wie steht es um den Satzbau? Traditionell wurde er bei der Frage nach dialektalen Unterschieden eher stiefmütterlich behandelt. Aber gibt es hier vergleichbare regionale Unterschiede? Diese Frage wird gerade am Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas erforscht.
Weiterlesen →Phonemzusammenfall von altdeutschen und frühneuhochdeutschen Diphthongen in hessischen Dialekten?
Eine der wichtigsten Lautentwicklungen in der Sprachgeschichte des Deutschen ist der Zusammenfall der Altdiphthonge mhd. ei-öu-ou mit denen aus î‑iu‑û neu entstandenen Diphthongen ai-oi-au (= frühneuhochdeutsche Diphthongierung). Nach bisheriger Auffassung erfolgte dieser Zusammenfall jedoch nur in der Schrift, der Standardsprache und den meisten Regiolekten – in älteren Sprachstufen und fast allen Dialekten werden die „alten“ und „neuen“ Diphthonge bis heute unterschieden. Wie es in der neuhochdeutschen Schriftsprache und der Standardsprache zum Zusammenfall gekommen sein soll, ist gewissermaßen ein Rätsel. Das soll an zwei entgegengesetzten Meinungen zu den Ursprüngen des frühneuhochdeutschen Phonemzusammenfalls verdeutlicht werden.
Weiterlesen →Das Hessen-Nassauische Wörterbuch
Das Hessen-Nassauische Wörterbuch gehört zu den großlandschaftlichen Dialektwörterbüchern, die im vorigen Jahrhundert eingerichtet wurden, um den mundartlichen Wortschatz einer Region zu sammeln und in Form eines Wörterbuchs zu beschreiben. Durch die zunehmende Industrialisierung zeichnete sich ein tiefgreifender Wandel in der Gesellschaft ab. So starben alte Handwerksberufe wie die Hausweberei durch den Einsatz von Maschinen ganz aus und damit verbunden auch der Fachwortschatz dieser Handwerker. Seit 1914 verschickte die Kanzlei des Hessen-Nassauischen Wörterbuchs in Marburg Fragebogen, um gezielt Wortmaterial für das Wörterbuch zu erheben.
Weiterlesen →„Wie heißt du und wie nennst du dich?“ – Hausnamen in Mittelhessen
Was sind Hausnamen?
In vielen Regionen Deutschlands gibt es auf dem Dorf ganz besondere Namen: die Hausnamen (auch Dorfnamen oder Hofnamen genannt). Will man über einen Bekannten aus dem Dorf sprechen, so bezeichnet man ihn nicht mit dem Familiennamen (Müller, Wolf, Schultz), sondern mit dem sogenannten Hausnamen (Zellersch, Wisskebjes, Buchbennersch). So könnte jemand, der Heinrich Dörr heißt, im Dorf Verwältäsch Hein genannt werden. Man unterscheidet also, wie man heißt (Vorname), wie man sich nennt (Hausname) und wie man sich schreibt (Familienname). Kennt man den Hausnamen, weiß man zugleich, wo jemand wohnt und zu welcher Familie die Person gehört. Während die offiziellen Familiennamen im Personalausweis stehen, sind die Hausnamen inoffiziell und werden nur in der mündlichen Kommunikation in der Dorfgemeinschaft verwendet.
Weiterlesen →Die Anfänge der Sprachkartographie
Fast 50.000 handgeschriebene Formulare mit Dialektübersetzungen auf dem Schreibtisch, aus denen ein Sprachatlas entstehen soll. Wie lässt sich eine solche Masse an Material auswerten und kartieren zu einer Zeit als es noch keinen Computer gab? Im folgenden Video können Sie in einer Animation sehen, wie Georg Wenker diese Mammutaufgabe bewältigte und der “Sprachatlas des Deutschen Reichs” entstand.
Weiterlesen →Zum Zusammenhang von Sprechtempo und Ausspracheverschleifungen im deutschen Sprachraum
Die Berliner/innen sprechen alle schnell, die Schweizer/innen langsam (und die Berner/innen erst!!). In Hannover spricht man klar und deutlich, in Sachsen wird genuschelt und die Norddeutschen (vonne waterkant) sind eben sehr einsilbig. Solche und weitere subjektive Alltagstheorien bestehen zuhauf und sind immer wieder Grundlage für (regionalsprachliche) Abgrenzungsversuche zu den „Anderen“. Oft wird dabei auch auf gängige (oder manchmal sogar nur ad hoc gebildete?) Stereotype zurückgegriffen, bei denen diese Andersartigkeit der Anderen auf ihre spezielle Art zu sprechen zurückgeführt werden soll. Aber stimmen solche Annahmen? Gibt es überhaupt Regionen, in denen nachweislich schneller oder langsamer gesprochen wird? Und gibt es wirklich Regionen, in denen die Leute stärker „nuscheln“ und verschliffener sprechen als andere? Und müsste das dann nicht auch zusammenhängen, müssten nicht die Schnellsprecher/innen auch automatisch verschliffener sprechen?
Weiterlesen →Doing Morphosemantic Analyses in Farsi WordNets
This article presents a morphological analysis of 3500 Persian derived nouns (i.e. the Farsi language) combined with their semantic interpretation. These nouns are documented in the computer system FarsNet offering a computational codification (so called wordnets) that specifies morphological relations between classes of derived nouns and their bases. A comprehensive and detailed description of the relevant linguistic levels is a prerequisite for achieving progress in natural language processing (NLP).
Weiterlesen →Das Kaschubische in nicht kartierten Wenker-Materialien
Der historische „Sprachatlas des Deutschen Reichs“ von Georg Wenker (1889–1923) ist bis heute die umfassendste Darstellung der Sprachverhältnisse innerhalb der Grenzen eines Landes. Neben den deutschen Dialekten dokumentiert er die Varietäten anderer Sprachen, die im damaligen Deutschen Reich gesprochen wurden, darunter des Französischen, des Kaschubischen, des Polnischen, des Tschechischen und des Litauischen. Entsprechend der Absicht, die sprachliche Variation im Deutschen Reich zu dokumentieren, sind zwar neben den deutschen Dialekten auch die Fremdsprachen des Staatsgebietes systematisch kartiert, jedoch sind die Fremdsprachen auf den Karten des „Sprachatlas des Deutschen Reichs“ und auch in den Kartenkommentaren (Wenker 2013) nicht immer vollumfänglich erfasst. Dies gilt unter anderem für das Kaschubische, dessen älteste flächendeckende Dokumentation um 1879/80 und 1887 in den von Wenker verschickten Fragebögen erfolgte.
Weiterlesen →Wo kommt die/der denn her? Vom Nutzen von Dialektkarten für das Speaker Profiling
Sie fragen sich vielleicht auch immer einmal wieder, aus welcher Region in Deutschland eine Ihnen unbekannte Person, die Sie beispielsweise im Fernverkehrszug haben sprechen hören, wohl stammen könnte. Oder Sie haben eine Idee, woher die Person stammt, sind sich aber nicht sicher und würden Ihre Idee gern überprüfen. Bei der Bestimmung der Herkunft einer unbekannten Person handelt es sich zwar nicht um eine Kerndisziplin innerhalb der Sprachwissenschaft, sie bildet aber einen mitunter wichtigen Teil der anwendungsbezogenen „forensischen Sprechererkennung“ bzw., wenn es vor allem um lautsprachliche Aspekte geht, der „forensischen Phonetik“.
Weiterlesen →In den Ursprüngen der menschlichen Kommunikation
Die Intonationsmuster von hm, hä und ne sind echte sprachliche Universalien – und möglicherweise auch linguistische Fossilien. Verwenden Sprecher:innen des Chinesischen, Arabischen, Koreanischen und Ghomálá’, einer mittelafrikanischen Sprache, auf Partikeln und Interjektionen (wie hm, hä und ne) dieselben Intonationsmuster wie Deutschsprecher:innen? Ist das auch in den besonders heterogenen Dialekten und Sprechlagen so?
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